DER TIGER VON OSAKA (Zeroka no onna: Akai wappa)

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Japan 1974
Regie: Yukio Noda
Vorlage: Toru Shinhara (Manga)
Drehbuch: Fumio Konami, Hiro Matsuda
Produzent: Kineo Yoshimine
Kamera: Yoshio Nakajima
Musik: Shunsuke Kikuchi
Darsteller: Miki Sugimoto, Eiji Go, Tetsuro Tanba
84 min

Miki Sugimoto 3: Höhe- und Endpunkt des Pinky Violence

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„Ein abstoßender, miserabel gestalteter Actionfilm voller sadistischer Szenen, garniert mit obszönem Dialog.“ (Filmdienst)
Endlich ungeschnitten als deutsche DVD von „Motion Picture“ erhältlich: DER TIGER VON OSAKA war Höhe- und Endpunkt des kurzlebigen Pinky Violence-Booms in Japan. Als der Film 1974 erschien, war der Zenit dieses Genres (1971-72) schon überschritten. Regisseur Yukio Noda zeichnete sich vorher für viele der arg klamaukigen sechzehn DELINQUENT BOSS-Filme (1968-72) verantwortlich, die eine japanische Antwort auf den Erfolg des US-Films WILD ANGELS (1966) von Roger Corman und Wegbereiter des Pinky Violence waren.
Nodas „Nachruf“ auf das Genre glänzt mit Extremen auf allen Ebenen: Es wird ausschließlich vergewaltigt, Sex ohne Gewalt gibt es hier nicht. Gewalt jenseits von Sex ist wiederum so extrem, dass es schon lachhaft ist: Blutfontänen, entstellte Gesichter, Schraubstock- und Bunsenbrennerfolter, Messerschlitzereien, Auspeitschungen und ähnliches werden in schöner hellroter Mampe, die wohl Blut sein soll, zelebriert.
Die Hauptrolle spielt Miki Sugimoto, die schönste Gesichtsverleiherin (der Begriff Schauspielerin wäre deutlich übertrieben) des Pinky Violence, die 1971 zusammen mit Reiko Ike von Norifumi Suzuki für seine SUKEBAN-Reihe entdeckt wurde. Sie singt auch das Titellied zum Film.
Sugimoto spielt die Undercover-Polizistin Rei, die die entführte Tochter des nächsten Premierministers aus den Klauen ihrer Kidnappertruppe befreien soll. Und das sind schon arg böse Jungs, deren Charakterprofile gleich 1:1 aus LAST HOUSE ON THE LEFT geklaut wurden, inkl. Eiji Go als David Hess-Ersatz, die in scheinbar jedem Toei-Film jener Zeit agierende Yoko Mihara als gestörte Quotenfrau und einem Quotenbubi in der Truppe, der mit dem Schweinkram seiner Gangkollegen nicht so ganz klarkommt.

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Wie schon erwähnt: Es gibt alles, was das 70er-Sleaze-Herz begehrt und das dermaßen fett um die Ohren und Augen gehauen, dass einem schwindelig wird: Schändungen, lesbischer Sex, eine kaltblütige Femme Fatale-Polizistin, noch üblere Burschen und Rumms und Ächz und Schepper am laufenden Band, mit sporadischen Handlungsfunken dazwischen.
Ein Traum ist ausnahmsweise auch die deutsche Synchro, die natürlich weder lippensynchron noch inhaltlich identisch mit der japanischen Sprachfassung ist. Da hing das Herz der Verleiher noch ganz schön in der Hose, wenn es um Dialogregie ging. Es werden Ausdrücke benutzt, die Bud Spencer/Terence Hill-Synchros in Nichts nachstehen.
Bei einem qualitativen Bildvergleich mit der US-Discotek-DVD und der japanischen Toei-DVD entspricht die deutsche Fassung eher der farbsatten amerikanischen und weniger der (wie immer bei Toei) grün/blaustichigen Japan-DVD. Die deutsche DVD ist eine ungeschnittene echte NTSC-PAL-Wandlung, somit drei Minuten kürzer als die R1- und R2-NTSC-Fassungen und anamorph.
Zensurbedingt fehlende deutsche Szenen wurden im O-Ton mit deutschen Untertiteln versehen.
Besonders nettes Schmankerl: Als Hidden Feature gibt es auf der vollgepackten zweischichtigen DVD noch die deutsche Kinofassung in der augenbeleidigenden Alt-DVD-Auflage von Cult-Movies-Entertainment, in der zwar jegliche Gewalt (lumpige neun Minuten) und die Hälfte des Bildes (Cinemascope zu 1,66:1) entfernt wurde, aber dafür komplett in 70er-Ultra-Sleaze-Deutsch mit deutschem Vorspann ohne O-Ton-Unterbrechungen.
Ich würde empfehlen, sich zuerst das Original mit Untertiteln anzusehen und dann im erheblich biergeschwängerten Freundeskreis die deutsche Hidden Feature-Schrottversion nachzulegen.
So sollte eine würdige DVD-Veröffentlichung zu einem von der Zensur verstümmelten B-Movie-Klassiker aussehen. Bin begeistert, daher Fazit:
Ein filmisches Gesamtkunstwerk voller sadistischer Szenen, garniert mit obszönem Dialog.
reda

Dieser Text erschien leicht abgewandelt erstmalig im Splatting Image Nr.95, September 2013.

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Arthouse-Exploitation-Gewichtung 30:70

Schulnote: 1

Dieser Film beschert Menschen einen unterhaltsamen Abend, die
SUKEBAN 3:GUERILLA (Norifumi Suzuki)
13 STEPS OF MAKI (Makoto Naito)
SUKEBAN 4: SUKEBAN (Norifumi Suzuki)
mochten

Hier noch einige Poster und Aushangfotos (Poster und Aushangfoto in Schuluniform stammen übrigens aus einem anderen Film, aber das war ja in den 70ern den Verleihern herzlichst wurscht)

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